Braukulturland Franken
... wo Hopfen und Malz noch nicht verloren sind
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Gambrinus - König der Bierbrauer ...
           
... aber wer war Gambrinus wirklich?
Schon im 16. Jahrhundert ging Burkard Waldis (* um 1490, † 1556), ein deutscher Fabeldichter, dieser Frage nach und verbreitete die Geschichte, Gambrinus habe die Braukunst direkt von der ägyptischen Sonnengöttin Isis gelernt. Doch allen historischen Bemühungen zum Trotz - eine abschließende Beurteilung der Figur des Gambrinus ist bis heute nicht möglich. Aus den vielen Thesen, wer sich hinter der Gestalt des Gambrinus verbirgt, oft fälschlicherweise auch als Schutzheiliger der Bierbrauer bezeichnet, kristallisieren sich die folgenden Möglichkeiten heraus.
  • Bei Gambrinus soll es sich um einen Paladin, einen treuen Gefolgsmann Kaiser Karls des Großen (* 742, † 814) gehandelt haben.
  • Der belgische Autor und Historiker Victor Coremans (* 1802, † 1872) schrieb eine Abhandlung über die Herkunft des Namens Gambrinus und kam zu der Erkenntnis, dass eine plausible Namensdeutung nur durch eine Bindung an Johann I. (* 1250, † 1294), Herzog von
    BrabantHerzogtum
    Brabant
    Wappen
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    , erklärbar ist. Außerdem ist die Verwendung des Namens Gambrinus in
    Antwerpen Wappen und Fahne
    Stadt Antwerpen
    Wappen und Fahne
    Provinz Antwerpen
    seit dem Jahre 1574 belegt. Der Herzog soll ein gewaltiger Zecher vor dem Herrn gewesen sein, vierundneunzig Minnelieder komponiert und ebensoviele Kinder der Liebe gezeugt haben. Sein Name Jan Primus könnte zu Gambrinus verballhornt worden sein. Auf einem Bild aus dem Jahre 1526, das im Deutschen Brauereimuseum in München ausgestellt ist, steht vermerkt:
    "Im Leben ward ich Gambrinus genannt, König zu Flandern und Brabant.
    Ich hab aus Gersten Malz gemacht und Bierbrauen zuerst erdacht.
    Drum können die Brauer sagen, daß sie einen König zum Meister haben."
    Die belgische
    Brauergilde Die Belgischen Brauer
    Logo
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    »Ritterschaft des Braupaddels«
    Braupaddel
    Braugerätschaften
    Zunftwappen
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    mit Sitz (Haus zum goldenen Baum ) in
    Brüssel (Haupt)Stadt Brüssel
    Stadtwapppen und -fahne
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    , Großer Markt
    10 Stadt Brüssel, Großer Platz
    Lage der Zunfthäuser
    Die Hausnummer 10,
    das Haus »Zum Goldenen Baum«,
    ist das Zunfthaus der belgischen Brauer und beherbergt auch das Belgische Brauereimuseum.
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    , hält bis heute an dieser Version fest und hat ein Bild des Herzogs als Ehrenmitglied im Versammlungssaal hängen. Aber auch der
    Kölner Brauerei-Verband e.V. Verbandswappen
    auf Bierglas
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    ist davon überzeugt, dass der »Bierfürst« Gambrinus mit dem brabantischen Herzog Jan Primus identisch ist - die Kölner Bierbrauer müssten das eigentlich genau wissen.
    Schließlich war die Stadt
    Köln Stadt Köln
    Großes und kleines Stadtwappen
    verbündet mit Johann I. (* 1250, reg. ab 1267, † 1294), Herzog von
    Brabant Herzogtum
    Brabant
    Wappen
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    im Limburger Erbfolgestreit (1283 - 1289) gegen den Erzbischof des
    Erzstifts und Kurfürstentums Köln Flagge und Wappen des
    Erzstifts und Kurfürstentums
    Kurköln
    Siegfried von Westerburg (* um 1235, reg. ab 1275, † 1297). Nach dem Sieg der herzoglichen und der allierten Streitkräfte gegen den Kölner Erzbischof in der Schlacht von Worringen am 5. Juni 1288 wurde Jan Primus, Herzog von
    Brabant Herzogtum
    Brabant
    Wappen
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    auch Herzog von
    Limburg Herzogtum
    Limburg
    Wappen
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    , und die Stadt
    Köln Wappen der Stadt
    Köln
    Landesflagge und -wappen
    des Bundeslandes
    Nordrhein-Westfalen
    , seit dem Jahre 1268 im Kirchenbann (Anathema), wurde unabhängig vom gleichnamigen Erzstift und Kurfürstentum. Man kann sich gut vorstellen, dass danach tagelang der Gerstensaft in Strömen geflossen sein mag.
  • Einem in Norddeutschland ansässigen Volk, den Gambriviern, wurde ein König Gambrivius angedichtet, aus dem durch einen Schreibfehler Gambrinus geworden ist.
  • Das keltische Wort Camba (Braupfanne) führte zu der Bezeichnung Cambarius (der Brauer). Hieraus könnte der Name Gambrinus entstanden sein.
  • Ein Marburger Sprachforscher leitet Gambrinus über Ganbrinus ab, aus der lateinischen Bezeichnung ganeae birrinus, (= »der in der Schänke trinkt«).
Alle Erklärungen scheinen plausibel, doch keine widerlegt die andere. So bedauerlich es auch ist - selbst intensive Bemühungen haben kein Licht in das Dunkel um die Gestalt des Gambrinus bringen können. Die Brauwirtschaft muss damit leben, dass sie nicht weiß, ob ihr König eine Persönlichkeit der Geschichte oder ein bloßer Schreibfehler ist.
Quelle: Bayerischer Brauerbund e. V.