Laurentius war einer der sieben Diakone in der Stadt Rom, der nach der Legende am 10. August 258 wegen seines christlichen Glaubens und seiner Weigerung den Kirchenschatz an Kaiser Valerian herauszugeben, auf einem glühenden Rost zu Tode gefoltert wurde. Seit dem
4. Jahrhundert wird Laurentius als Märtyrer verehrt.
Laurentius war der Schutzpatron der Weinbauern, in Bamberg "Häcker" genannt, die auf den Hügeln Bambergs ab dem
17. Jahrhundert intensiven Weinanbau betrieben. Auf dem Bamberger Stadtplan des Petrus Zweidler von 1602 ist das deutlich erkennbar. Die Häcker bauten auf dem Kaulberg eine Kapelle, die 1629 dem heiligen Laurentius geweiht wurde. Noch heute wird am zweiten Wochenende im August auf dem Kaulberg die traditionelle Laurenzikerwa gefeiert.
Die Bamberger Brauer hatten damals in den Weinbauern eine starke Konkurrenz (noch 1830 konnte der Bamberger Zecher neben 62 Brauereien zwischen 40(!) Weinschänken wählen) und blickten deshalb neidvoll auf die herrliche, vergoldete Prozessionsstatue des heiligen Laurentius, die von den Häckern stolz bei der Fronleichnamsprozession und den Flurumgängen getragen wurde. Die Brauer hatten nur ihre Zunftfahne und keine Statue eines Schutzheiligen, die sie bei den Prozessionen zeigen konnten.
Ein Braubursche, der sich die Statue genau angeschaut hatte, behauptete schließlich, dass Laurentius der Schutzpatron der Bierbrauer wäre, da, eindeutig erkennbar, er sich mit dem linken Arm auf ein Gitter stütze, das wie der Rost einer Darre, auf der das Grünmalz getrocknet wird, aussehe. Der Streit zwischen der Brauer- und Häckerzunft um die Prozessionsstatue nahm seinen Anfang.
Die Häcker lehnten empört das Ansinnen der Brauer ab, die Statue an sie zu übergeben, woran weder gute, noch böse Worte und auch nicht viel Geld etwas ändern konnten.
Rebkrankheiten und klimatische Veränderungen (die es auch damals schon gab) brachten jedoch den Weinanbau in Bamberg im
19. Jahrhundert zum Erliegen. Heute gibt es noch einen einzigen kleinen Weinberg am "Alten Graben". Auf den frei gewordenen Flächen an den Hängen, besonders auf dem Michaelsberg, wurde mit staatlicher Förderung immer mehr Hopfen angebaut. Der
Siegeszug des Bieres in Bamberg hatte begonnen und die Brauer sahen jetzt endlich eine Chance in den Besitz der begehrten Prozessionsstatue zu kommen. Die Brauer luden die Häcker zum Umtrunk ein!
Was dabei geschah, kann man in einem Artikel von Monika Manke, geschrieben anlässlich des 25-jährigen Gründungsjubiläums des Bamberger "Fränkischen Brauereimuseums e. V.", in der Wochenendbeilage des "Fränkischen Tages" vom 04. September 2004 nachlesen:
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"In der Luft liegt ein Duft von deftiger Mahlzeit und süßem Tabak - und von herbem, vollmundigem Bier. Die verrauchte Stube lässt das robuste Massivholz der Tische und Bänke noch rauher erscheinen und eine Wirtin hat alle Hände voll zu tun - fünf Finger greifen vier Maß des süffigen Gerstensaftes. Die gesellige Runde am Ecktisch bemerkt den Nachschub aber gar nicht, ist lautstark ins Kartenspielen vertieft, wahrscheinlich «Schafkopf». Da wird sich nach dem Trinken mit dem Unterarm hastig der Schaum vom Mund gewischt und gleich mal kräftig mit der Faust auf den Tisch geschlagen, wenn einer zu mogeln versucht. Denn es geht um viel für die Bamberger Häcker und Bierbrauer. Der Einsatz? Eine Statue ihres Schutzpatrons St. Laurentius. Die Partie zieht sich hin, eine Schar von Leuten drängt sich begierig um die Runde, die Karten werden schneller in die Mitte geworfen, ein Krug fällt um, Bier fließt über die Spielfläche, ein letzter Stich - und es ist entschieden. So oder so ähnlich hat es sich wohl zu Beginn des 20. Jahrhunderts am Kaulberg in Bamberg ereignet. Die Häcker haben ihre vergoldete Statue an die Brauer verloren - verzockt!"
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