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Der Niedergang einer Bamberger Traditionsbrauerei
(1894 - 2008) |
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Die Brauerei Maisel wurde im Jahre 1894 von den Brüdern Rudolf (Bild links), Andreas und Thomas Maisel gegründet. Die Nachkommen einer bekannten fränkischen Brauerfamilie, deren Wurzeln sich bis in das Jahr 1386 auf einen Hanns Maysell zu Aigen zurückverfolgen lassen, erwarben das Grundstück und die Gebäude der damaligen stillgelegten Brauerei
Brehm (Sperber) in der Oberen Königstraße 38. Das Anwesen wurde später zum Stammhaus der Brauerei Maisel - heute findet man dort das
»Bamberger Weißbierhaus«.
Noch im gleichen Jahr kauften die Brüder am damals noch unbebauten östlichen Rand der
Wunderburg
an der Moosstraße ein 22.000 m² großes Grundstück, bauten dort einen großen Lagerkeller und begannen mit dem Aufbau einer neuen Großbrauerei.
Im Jahre 1898 wird Rudolf Maisel alleiniger Inhaber des Unternehmens. Die Brauerei wurde mit der damals modernsten Technik ausgestattet und bekam sogar einen eigenen Gleisanschluss. Die heute als Industriedenkmal geschützten Backsteingebäude des Maschinenhauses und des Sudhauses wurden in den Jahren 1904 bzw. 1908 im neugotischen Stil erbaut. Die Brauerei entwickelte sich innerhalb kurzer Zeit zum zweitgrößten Braubetrieb Bambergs. In der Brauerei Maisel wurde das erste Bamberger
Pils gebraut. Das bei Biergeniessern beliebte
Maisel-Pils
wurde 1993 mit dem Großen Preis der DLG ausgezeichnet - ein Zeichen für höchste Qualität und Güte. Zum 100. Jubiläum der Brauereigründung im Jahre 1994 wurde das Biersortiment um die »Bamberger Weisse«, ein feinhefiges Weizenbier der Premiumklasse, erweitert. Die bis dahin im Stammhaus in der Oberen Königstraße 38 unter dem Namen »Maisel-Bräu-Stübla« geführte Bierwirtschaft wurde in »Bamberger Weissbierhaus« umbenannt. Im Jahre 1998 wird das Brauunternehmen als erste Brauerei Oberfrankens gemäß EG-Öko-Audit eingetragen.
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Nach dem Tode von Rudolf Maisel im Jahre 1959 im Alter von 88 Jahren tritt seine Tochter Anita Wolf-Maisel die Nachfolge an und gründet die »Gebrüder Maisel KG« als Unternehmensform zur Weiterführung der Großbrauerei. Anita Wolf-Maisel leitet mit viel Geschick das väterliche Unternehmen bis 1990. Danach wird das Brauereiunternehmen von ihrer Enkelin Anita Parker-Schlamminger bis Ende 1999 geführt. Mit dem Tod der Senior-Chefin Anita Wolf-Maisel im Jahre 1995 beginnt jedoch der Niedergang der ruhmreichen Bamberger Traditionsbrauerei. | |||||
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Nach 114 Jahren fränkischer Braukunst war die Bamberger Traditionsbrauerei Maisel, zweitgrößte Braustätte der Domstadt, im August 2008 »ausgetrunken« und musste den Betrieb einstellen. Der Niedergang der Brauerei, in der das erste Pils in Bamberg gebraut wurde, zeichnete sich jedoch bereits im Frühjahr 2000 ab. Das Brauunternehmen, bis dahin im Privatbesitz der Familie Maisel, musste nach Erbstreitigkeiten zwischen den drei Enkelinnen des Firmengünders Rudolf Maisel an den Immobilienmakler Dr. phil. rel. Udo Zöbelein aus Egloffstein, Kreis Forchheim verkauft werden. Dieser branchenfremde Investor reichte die Brauerei im Februar 2006 an den dänischen Investor
Peter Haestrup weiter und läutete damit das endgültige Aus für das Bamberger Traditionsunternehmen ein. Im Sommer 2008 wurde der Insolvenzantrag gestellt und das Amtsgericht Bamberg bestellte den Coburger Fachanwalt
Thomas Linse
zum Insolvenzverwalter.
Alle Liegenschaften der Brauerei wurden verkauft, darunter auch das ursprüngliche Stammhaus in der
Oberen Königstraße 38 (in dem sich heute noch das
»Bamberger Weißbierhaus«
befindet) und das älteste Wirtshaus Bambergs (seit 1380)
»Zum Sternla«
in der Lange Straße 46. Den beliebten »Maisel-Keller« (unmittelbar neben dem Brauereigelände in der Moosstraße) hat sich
»Fäßla«
-Juniorchef Roland Kalb aus der Maisel-Konkursmasse gesichert und als
»Fäßla-Keller«
wiedereröffnet.
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Bildnachweis: Bamberg - Die wahre Hauptstadt des Bieres | |||||
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