Wappen am Rathaus von Bad Wimpfen
Foto: Martina Jäschke-Göller
Fränkische Wurzeln
Nach einer Besiedelung der Wimpfener Gegend durch die Kelten, Römer und Alemannen, ließen sich nach der siegreichen Schlacht der
Franken über die
Alemannen bei
Zülpich
im Jahre 496, die Franken unter dem
»Kleinkönig« (ab 481/2)
Chlodwig I.
(* 466, † 511) in dieser Gegend nieder. Mitte des 6. Jahrhunderts war Wimpfen ein fränkisches Königsgut. Am Anfang des 10. Jahrhunderts wurde Wimpfen Teil des
Herzogtums Franken.
Wimpfen wird staufisch
Die ganze Geschichte beginnt damit, dass der deutsche König und Kaiser
(HRR)Heinrich V.
(* 1081/1086), † 1125; König ab 1106, Kaiser ab 1111) im Jahre 1116 dem Bischof des
fränkischenBistums Würzburg,
Erlung
( ab 1105, † 1121),
den Titel eines
Herzogs von Franken aberkannte, weil sich der Bischof im
Investiturstreit
(1076 - 1122) auf die Seite des Papstes stellte. Kaiser Heinrich V. übertrug die fränkische Herzogswürde auf den in der fränkischen Stadt
geborenen (1093) und auch dort gestorbenen (1152) Konrad von Staufen aus dem schwäbischen Adelsgeschlecht der
Staufer.
Damit hatte der Kaiser, zumindest aus fränkischer Sicht, den "Bock zum Gärtner gemacht"! Denn Konrad von Staufen versuchte nach seiner Ernennung zum Herzog von Franken zusammen mit seinem Bruder
Friedrich II.,
der Einäugige (* 1090, † 1147; Herzog ab 1105), der die schwäbische Herzogswürde geerbt hatte, die staufischen Besitzungen im
Herzogtum Schwaben
auf die grenznahen fränkischen Gebiete auszudehnen. Auch Wimpfen war von dieser Politik betroffen.
Nachdem Konrad von Staufen die fränkische Grafschaft
Rothenburg-Comburg
an sich gezogen hatte, erkannte Kaiser Heinrich V. seinen Fehler, zog die Notbremse und setzte im Jahre 1120 die Bischöfe des Bistums Würzburg
wieder als fränkische Herzöge ein. Auch während seiner Regierungszeit als erster deutscher König aus dem Geschlecht der Staufer versuchte
(HRR)Konrad III.
(* 1093, 1127 - 1135 Gegenkönig von
Lothar III.,
König ab 1138, † 1152) die staufische Expansionspolitik auf fränkischem Territorium fortzusetzen, scheiterte jedoch am Widerstand der Würzburger Bischöfe.
Im Jahre 1182 kam Wimpfen vollends unter staufischer Herrschaft, als der deutsche König und Kaiser
(HRR)Friedrich I.Barbarossa (Rotbart) (* um 1122, † 1190; König ab 1152, Kaiser ab 1155), Wimpfen vom
Bischof zu Lehen nahm
(Stift Wimpfen, Stiftskirche
St. Peter).
Im Jahre 1198 war Baubeginn der staufischen
Kaiserpfalz
in Wimpfen, deren Überreste im heutigen Burgviertel immer noch das Panorama der Wimpfener Bergstadt prägen.
Panorama der Wimpfener Bergstadt vom Neckartal aus gesehen
Von der ehemaligen um das Jahr 1200 erbauten staufischen Kaiserpfalz sind auf dem Foto zu sehen:
die Wehrmauer, der Rote Turm, die Pfalzkapelle, die Arkaden des Palas, das Steinhaus und der markante Blaue Turm
Foto: Peter Schmelzle, April 2008
Reichsstadt
Mit der Hinrichtung des schwäbischen Herzogs
Konrad IV.Konradin (* 1252, † 1268 hingerichtet in
;
Herzog von Schwaben ab 1262), dem letzten legitimen männlichen Erben aus der Staufer-Dynastie, endete auch in Wimpfen die Stauferherrschaft. In der Folgezeit gelang es Wimpfen seine Unabhängigkeit zu behaupten, sowohl gegenüber dem Bischof von Worms, der das einstige
Staufer-Lehen zurückhaben wollte, als auch gegenüber dem Adelsgeschlecht der
).
Die Weinsberger waren eine ehemalige staufische
Ministerialen-Familie,
die in Wimpfen großen Grundbesitz besaß und deshalb auch die Herrschaft über Wimpfen anstrebte. Um das Jahr 1300 hatte sich Wimpfen den Status und das Privileg der
Reichsunmittelbarkeit erarbeitet.
Der deutsche König und Kaiser
(HRR)Maximillian I.
(*1459, † 1519; König ab 1486, Kaiser ab 1508) ordnete im Jahre 1500 auf dem Reichstag von
zur Sicherung des
Landfriedens
und um einer Zersplitterung des Reiches entgegenzuwirken, eine Verwaltungsreform des Reiches an. Er gründete deshalb sechs, im Jahre 1512 kamen vier weitere hinzu, übergeordnete, territoriale
Reichskreise,
welche mehrere Landesherrschaften umfassten. Die
ReichsstadtWimpfen mit fränkischen Wurzeln, mehrheitlich fränkischer Bevölkerung und mehr als 200 Jahre nach dem Ende der
schwäbisch-staufischen Herrschaft, entschied sich jedoch, wie die fränkischen Reichsstädte
.
Wimpfen behielt das Privileg einer Reichsstadt bis in das Jahr 1802, hatte bis dahin aber schon sehr viel von seiner einstigen Bedeutung verloren. Im Zuge von
Säkularisation und
Mediatisierung
wurde Wimpfen im Jahre 1803 als einfaches Landstädtchen in die Landgrafschaft
Nürnberger Türmchen (17. Jahrhundert)
Foto: Peter Schmelze, August 2006
Im 30-jährigen Krieg geriet die protestantische
Hochburg
Wimpfen bereits im ersten Akt, dem
böhmisch-pfälzischen
Krieg (1618-1623), in den Strudel der Kriegswirren. Vor den Toren der Stadt tobte im Jahre 1622 eine der blutigsten Schlachten in welcher die Armee der
unter General
Johann Graf von Tilly
(* 1559, † 1632) die Truppen des lutherischen (protestantischen) Markgrafen
Georg Friedrich
(* 1573, † 1638; Markgraf von 1604-1622) von
Baden-Durlach
(1535 - 1771) besiegte. Am Ende des 30-jährigen Krieges (1648) war Wimpfen verwüstet und zerstört, die Mehrzahl der Bewohner getötet oder geflohen. Die wenigen überlebenden und verbliebenen Einwohner (37 Familien) bauten mit Hilfe der fränkischen Freien Reichsstadt
die Stadt wieder auf. Zum Dank für die fränkische Unterstützung errichteten die Wimpfener das
"Nürnberger Türmchen", welches heute noch erhalten und mit den fränkischen Farben rot und weiß geschmückt ist.
Erinnerungstafel und
Sandsteinrelief
(vermutlich Tilly zu Pferde darstellend) am Haus Marktplatz 3
Fotos: Martina Jäschke-Göller, April 2012
Historische Werbung - Eisenhandlung Weyhing,
Hauptstraße 70 Fotos: Martina Jäschke-Göller, April 2023
Fachwerk
Heute präsentiert sich die unter Denkmalschutz stehende Altstadt von Bad Wimpfen als ein Kleinod mit einem herrlichen Ensemble restaurierter Fachwerkhäuser im alemannischen und fränkischen Baustil aus allen Epochen der Fachwerk-Holzbauweise. Das ehemalige Stadthaus der
Ritter von Ehrenberg
aus dem Jahre 1451 ist das älteste erhaltene Fachwerkhaus (alemannisches Fachwerk, Klostergasse 10). Das
jüngste
Fachwerkhaus stammt aus dem frühen Beginn des 20. Jahrhunderts (um 1905, fränkisches Fachwerk, Erich-Sailer-Straße). Wir empfehlen Ihnen eine
Fachwerkführung
durch die Wimpfener Altstadt bei der Sie von einer der charmanten Damen der
Tourist-Information
den Unterschied zwischen dem "schwäbische Weible" und dem "fränkischen Mann" (fachwerkbezogen!) erklärt bekommen. Wenn man sich manche
Stätten
in der UNESCO
Welterbeliste
der deutschen Kulturdenkmäler anschaut, ohne diese jetzt herabwürdigen zu wollen, ist nicht wirklich nachvollziehbar, warum die Wimpfener Altstadt noch nicht in die Liste aufgenommen wurde.
Alemannische und fränkische Fachwerkimpressionen in der Klostergasse und in der Oberen Turmgasse Fotos: Peter Schmelzle, August 2006
Um es gleich vorweg zu erwähnen - eine Brautradition oder ausgeprägte Bierkultur im Sinne des Wortes hat es in Wimpfen nie gegeben.
Zu Beginn des 17. Jahrhunderts kommt das Bier nach Wimpfen, nach einiger Jahre schlechter Erträge im Weinbau. Immer mehr Bürger(innen) eignen sich Kenntnisse im Handwerk des Bierbrauens an und brauen den Gerstensaft in Klein(st)mengen Zuhause für den Eigenbedarf. An die Gründung von Brauhäusern, die größere Mengen Bier herstellen, um es an die Bevölkerung und Wirtshäusern zu verkaufen, denkt damals noch niemand. Die zur Bierherstellung notwendigen
Rohstoffe,
Gerste (Malz) und Hopfen, werden auf dem Fernhandelsweg geliefert, der damals durch Wimpfen führt
(siehe auchTalmarkt). Auf diese Rohstoffeinfuhren nach Wimpfen sind jedoch Zollabgaben zu entrichten, welche sehr bald den Schmuggel fördern. Der Zoll und die Steuer auf das gebraute Bier machen es im Vergleich zum Wein zu einem relativ teueren Durstlöscher.
Im Verlauf der nächsten 150 Jahren finden sich in den Chroniken der Stadt keinerlei Hinweise auf eine private (Hausbrau) oder gar gewerbliche (Brauerei) Tätigkeit des Bierbrauens. Der Hauptgrund dafür sind zweifellos die verheerenden Folgen des 30-jährigen Krieges für die Stadt. Am Ende des Krieges (1648) war Wimpfen mehrfach geplündert, verwüstet und zerstört, die Mehrzahl der Bewohner getötet oder geflohen. In den Trümmern lebten nur noch 37 Familien. Wiederaufbau und Einrichtung eines funktionierenden Gemeinwesens stand für sehr viele Jahrzehnte an erster Stelle und nicht das Bierbrauen, zumal im 18. Jahrhundert die Erträge aus dem Weinanbau ausreichend waren, um den Wein wieder als Alltagsgetränk in die Bevölkerung zu bringen.
Am 16. Januar 1760 trank Herzog
Carl Eugen von Württemberg
während eines Pferdewechsels einen Kaffee beim
»Adler-Würth« namens Ihler,
einer Weinstube, die noch heute am selben Ort
(Hauptstr. 49)
und mit dem selben
Namen
Wirtshausschild
als
Wirtschaft
besteht.**
(**
Das hat zwar nichts mit Bierbrauen zu tun, aber ein über 250 Jahre altes Wirtshaus, in das man heute immer noch einkehren kann, ist immer eine Erwähnung wert.)
Erst Anfang des 19. Jahrhunderts wenden sich die Geschicke der Stadt wieder zum
Besseren
und auch das Bierbrauen erlebt eine Renaissance. Im Jahre 1821 gibt es immerhin elf Meister des Büttner- und Bierbrauerhandwerks in Wimpfen. Im Laufe des Jahrhunderts werden in der Stadt sechs private gewerbliche
Brauereien
und die Klosterbrauerei der
Dominikaner-Mönche
gegründet, welche jedoch alle bis zum Ende des Jahrhunderts den Braubetrieb einstellen. Die erste Brauerei wird im Jahre
1804 gegründet, die letzte im Jahre 1871 - im Jahre 1898 ist es mit der »Brauherrlichkeit« in Wimpfen vorbei. Der Grund für die gleichzeitige Schließung der verbliebenen vier Brauereien im Jahre 1898 sollte noch von den Lokalhistorikern in den Archiven recherchiert werden! Erleichtert werden die Gründungen (1865 [3]/1871 [1]) der vier Wimpfener Brauereien in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts durch die Einführung der
Gewerbefreiheit
(1862), die den
Zunftzwang
und die damit verbundene Reglementierung von Gewerbe und Handwerk außer Kraft setzt.
Auffallend ist aber der im Brauhandwerk sonst unübliche häufige
Besitzerwechsel
der Brauereien. Die Brauereien haben auch keine Symbolnamen, sondern werden immer nach dem Namen des jeweiligen Besitzers benannt. Vermutlich haben diese Brauereien keine
Schildgerechtigkeit,
d. h. die Brauereien haben keine Genehmigung für einen eigenen Brauereigasthof.
Möglicherweise ist das auch der Grund dafür, warum heute nur noch drei Adressen von Brauereien mit Symbolnamen
(siehe unten) aus der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts bekannt sind.
Braugasthof
»Hirsch«,
Gründung 1804, Einstellung des Braubetriebes und Name des Gründers nicht bekannt. An der rechten Fassade der ehemaligen Braustätte,
Ecke
Hauptstraße 88/Feuerseestraße,
ist bis heute der
Brauerstern,
Zunftzeichen der Brauer und Mälzer, erhalten.
»Dominikaner« Brauerei, genaues Gründungs-/Schließungsjahr nicht bekannt, jedoch bevor/nach 1833; Gründer
Philipp Nollenberger, ab 1833 neuer Besitzer Friedrich Wacker. Am ehemaligen Brauereigebäude, Ecke
Klostergasse 8/Schafgasse
befindet sich noch heute ein
Ausleger
mit der Inschrift »Dominikaner«.
»Klosterbräu« der Dominikanermönche; vermutlich im Jahre 1806(?) begannen die Mönche mit dem Bierbrauen und dem gewerblichen Bierausschank, für das sie aber keine Abgaben zahlen mussten. Das ärgerte die bürgerlichen Bierbrauer und sie reichten gegen die Abgabefreiheit für das Mönchsbier Klage ein. Im Jahre 1808 entschied die
Rentkammer des
Großherzogtums Hessen,
dass den Mönchen das Recht des Bierbrauens nur gegen die Entrichtung des landesüblichen
Ungeldes
erlaubt ist. Damit war der bürgerlich-klerikale
»Bierstreit«
beendet. Aufgrund des Todes vieler Mönche wurde im Jahre
1818 das Kloster geschlossen und damit auch das Bierbrauen beendet. Auf dem ehemaligen
Klostergelände
befindet sich heute das
Hohenstaufen-Gymnasium,
wo vielleicht auch das Bierbrauen gelehrt wird
.
Heute bezieht die Gastronomie in Bad Wimpfen das
Bier
von Brauereien aus der Region
Heilbronn-Franken.
Braukulturland Franken dankt dem 1. Vorsitzenden des Vereines Alt Wimpfen e.V. Herrn Günther Haberhauer und dem Vereinsmitglied
Herrn Richard
Müller für ihre Unterstützung
bei der Recherche für diese Webseite.
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Fachhochschule Lausitz,
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Galerie
Bundesland
Baden-Württemberg
heraldisch rechts oben der
"Fränkische Rechen"
Franken grüßt den
Baden-Württembergischen
Brauerbund e. V.
Historische Wappen
Geschichte des ehemaligen
Fränkischen Reichskreises
(1500 - 1806) Teil 1Teil 2
Wappen des ehemaligen
Schwäbischen Reichskreises
(leider gibt es kein farbiges
Original des Wappens mehr)
Konrad III.
(* 1093, † 1152)
erster deutscher König aus
dem schwäbischen Adels-
geschlecht der Staufer